Donnerstag, 20. September 2007

BERND

Von MARKUS HARMANN und THILO FOLESKY (Fotos)

Bernd hatte noch nie Ärger mit seinen Nachbarn und wird ihn auch nicht bekommen. Niemand streitet sich mit einer rostigen Diesellok und einem auf der Seite liegenden Brontosaurus aus Fieberglas.

Bernd hat viel Platz. Er ist der letzte Bewohner des Spreeparks im Plänterwald. Hier brummte einst die größte Vergnügungsmaschine der DDR. Mit Achterbahn, Riesenrad und bis zu 1,7 Millionen Besuchern im Jahr.

Der Trubel ist einer fast unheimlichen Stille gewichen. Im Mini-Eisenbahntunnel wohnen Füchse, in den Eichenwipfeln über dem künstlichen Berg nisten Graureiher. Seit 2001 stehen die Fahrgeschäfte still. Ein Insolvenzverwalter wickelt das einstige Märchenland mit seiner unvollendeten Wildwasserbahn ab. Ex-Besitzer Norbert Witte sitzt im Knast, weil er versucht hatte, im Mast eines Karussells 167 Kilo Kokain von Peru nach Deutschland zu schmuggeln. Ein paar Mitarbeiter harren noch im benachbarten Ex-Westerndorf aus, am Rande des Parks. Alle anderen sind verschwunden. Nur einer will nicht weichen: Bernd, der Waldmensch, der Einsiedler mit den schlechten Zähnen und dem Käppi. Früher, als sich die Karussells noch drehten, sammelte Bernd von den Kindern die Chips ein. Heute kriegt er ein paar Euro vom Staat und sammelt Pfandflaschen, die er verkauft. Sein orangefarbener Container liegt versteckt neben der alten Requisitenhalle, hat keinen Wasseranschluss, Bernd lebt ohne Strom. "Ich brauch' das hier ja nur zum Schlafen."




Wenn der 66-Jährige sich mal waschen will, klopft er im alten Saloon des Westerndorfs an. Da gibt's noch fließend Wasser. "Ich bin zufrieden. Ich will hier nicht weg", sagt er knapp.

Unter einer Eiche vor seiner Behausung steht eine Bank. Das Gras, das überall sonst hier üppig wuchert, ist rausgerissen. Ein Steinkreis mit frischen Blumen, zeigt die Stelle an, unter der sein geliebter Hund begraben liegt. "14 Jahre ist er alt geworden. Von heute auf morgen war er tot."


Das ist jetzt zwei Jahre her. Bernd hat den Tod noch nicht verwunden. Die Katzen, die noch in dem Park leben, weil seine alten Bewohner sie zurückgelassen haben, sind kein Ersatz. Gerd Emge (57) und Bernd kennen sich flüchtig. "Ein netter Kerl. Man grüßt sich", sagt Emge. Er leitet den Wachschutz des Parks, geht mit Jagdhund "Brisko" regelmäßig Streife. Seine Aufgabe: Aufpassen, dass niemand etwas klaut, und Eindringlinge bitten, das Gelände zu verlassen. Reserveoffizier Emge tut dies höflich aber bestimmt. Neulich hat er Kupferdiebe auf frischer Tat ertappt. Der einzige, den er im Park duldet, ist - Bernd. Der Liegenschaftsfonds Berlin, der die Park-Ruine verwaltet, hat vor einiger Zeit von dem kauzigen Einsiedler erfahren. "Wir wollten ihm eine Wohnung suchen. Aber er wollte nicht aus dem Park raus", sagt eine Sprecherin.

Dann haben sie beim Liegenschaftsfonds die Sache "erstmal ruhen" lassen. Bernd wird geduldet. "Er macht ja auch keinen Ärger."

2 Kommentare:

bk hat gesagt…

ich liebe den plänterwald! möchte auch so gerne mal auf das gelände.. kann bernd da helfen? unglaublich, dass dort jemand wohnt.. tolle fotos! bin gespannt auf die nächste reportage! grüße, birgit

Anonym hat gesagt…

Ich habe für Emge Gearbeitet und es ist eine AUsbeute Firma man arbeit 200std oder mehr und bekommt die std 5.25 das ist noch nicht mal gesetzlich richtig aber der heer emge ist das egal er geht mit den angestellten sehr schlecht um